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9. Tag
20. Juli 2002
Saint Junien (Überquerung Vienne) - Rocheouart - Vayres - Saint Mathieu - Champiers - Augignac - Nontron - St. Martial de Valette - Brantô me – (entlang Fluss Dronne) - Valeuil - Bourdeilles - Lisle - Tocane Saint Apre - Mensignac – (entlang Fluss Isle) - St. Astier
Von Saint Junien (F)

Es ist Samstag in einer französischen Kleinstadt. Um uns herum beginnt schon früh reges Treiben. Überall werden Stände aufgemacht. Man erkennt die Stadt vom Vortag fast nicht wieder. Wir essen eine Kleinigkeit in der Bar und brechen schon um 8:00 Uhr auf. Das ist auch bitternötig, wie sich später noch herausstellen wird. Gerd erhandelt sich noch, mit Unterstützung von Jürgen, auf dem Samstagmarkt einen Gürtel. Hat er schon so viel abgenommen, dass seine Hose ohne Gürtel nicht mehr hält? In der örtlichen Kirche holen wir uns einen Stempel für unseren Pilgerausweis. Die äußerst charmanten älteren Damen im Pfarrbüro sind begeistert von unserem Vorhaben und bewundern unsere bisher erbrachte Leistung.

Die Fahrt führt uns zunächst durch die touristisch stark geprägte Landschaft des Perigord, u . a . auch bekannt wegen des hervorragenden Trüffels, den man hier findet. Trüffel ist ein Schlauchpilz mit unterirdischem, kartoffelähnlichen Fruchtkörper. Dieser äußerst wertvolle Speise- und Würzpilz wird mit Hilfe von eigens dafür abgerichteten Hunden und Schweinen aufgespürt. Wie schon am gestrigen Tag ist es auch heute wieder ein einziges Auf und A b , und das bei mehr als 30 Grad im Schatten. Die " Hü g e l " , die wir zu bewältigen haben, gehören noch zu den Ausläufern des Zentralmassivs. Haben wir an den vergangenen Tagen mal hin und wieder eine platt gefahrene Schlange auf der Straße gesehen, so sind wir heute verwundert, ja fast erschrocken, über die Vielzahl der auf diese Weise ums Leben gekommenen Tiere. Verwundert sind wir aber auch über deren Größe. Sie sind mindestens einen Meter lang und zehn Zentimeter dick. Keiner von uns hat je eine so große Schlange in der freien Natur gesehen, und auch keiner von uns weiß, um was für eine Art es sich handelt. Könnten es Ringelnattern sein?

Nachdem wir schon früh die 1000-Kilometer- Marke geknackt haben, erreichen wir gegen Mittag Brantôme, einen malerisch gelegenen Ort am Flüsschen Dronne. Es ist Samstag. Im Ort und vor allem am und auf dem Fluss wimmelt es von Touristen. Trotzdem entschließen wir uns, hier eine größere Mittagspause einzulegen, hat uns doch die Fahrt bis hierher aufgrund der Hitze und der vielen zu bewältigenden Steigungen einiges an Kraft gekostet. Wir suchen uns ein idyllisches Plätzchen, erfrischen uns, so gut es geht im Fluss d.h. wir lassen nicht nur unsere Seelen, sondern auch die Beine baumeln, stärken uns bei einem wie immer opulenten Picknick und beobachten das Treiben um uns herum. Auffallend, da uns fremd, sind die großen, antiquiert wirkenden Boote, die von einer Art Gondoliere gesteuert werden. Hin und wieder kommt ein großes, flaches von einem Elektromotor getriebenen Touristenschiff vorbei. Der Kapitän macht in französisch auf uns aufmerksam. Die Touristen winken freundlich herüber. Im Schatten einer Trauerweide mache ich ein Nickerchen. Es ist ein kurzes, um nicht zu sagen sehr kurzes Nickerchen. Ich komme noch nicht einmal zum Träumen, denn Jürgen weckt mich unsanft auf. Ich sei nicht "im Urlaub" hier, meint er. Und ich glaube, einen Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme bemerkt zu haben. Wir packen unsere "Siebensachen" und verlassen schweren Herzens diese Idylle. Beim Durchfahren des Ortes wird uns bewusst, warum hier so viele Touristen sind. Wir sind uns jedenfalls einig, dass wir mit Brantôme eines der schönsten Städtchen auf unserer bisherigen Tour gesehen haben.

Zum Glück schlängelt sich das Flüsschen Dronne in Richtung Südwesten, also in unsere Richtung, so dass wir dem Flusslauf folgen kö nnen. 30 Kilometer ohne Steigung. Das tut gut, vor allen Dingen bei der Hitze. Waren es heute Morgen noch Esskastanienbäume, die die Wälder des Perigord beherrschten, so sind es jetzt Walnussbäume, die das Landschaftsbild prägen. Hinter Lisle müssen wir das Tal der Dronne verlassen. Doch bevor wir die letzten 30 Kilometer in Angriff nehmen, erfrischen wir uns noch mit einer Cola bzw. einem Bierchen. Vor Tocan St. Apre geht es links hoch aus dem Flussbett hinaus und dann wieder ins Tal der Isle hinunter. Endlos zieht sich der Anstieg. In Mensignac beschließen wir durch einen Wald zu fahren um ein paar Kilometer abzukürzen. Wie bei Abkürzungen üblich gelingt es uns erst nach einigem Verfahren den Flusslauf der Isle zu erreichen. Es ist schon 19:00 Uhr, als wir St. Astier am Flüsschen Isle erreichen. Wir beschließen, uns schon hier, und nicht an unserem noch 7 Kilometer entfernten Etappenort St. Leon sur Isle, nach einem Hotel umzusehen. Wir sind schon ziemlich erschöpft und außerdem befürchten wir, in dem viel kleineren Ort St. Leon sur Isle kein Hotel zu finden. Wir liegen richtig mit unserer Befürchtung, denn wir können von Glück reden, dass wir den Wirt des einzigen Hotels am Orte noch antreffen, bevor dieser sein "Hotel" (eine Kaschemme) schließt. Für 68 Euro cash überlässt er uns zwei Zimmer im Hintergebäude, übergibt uns die entsprechenden Schlüssel, schließt sein "Hotel" und verschwindet.

Leider sind wir einen Tag zu spät für das große Dorffest gekommen. Am Freitagabend muss wohl eine Menge los gewesen sein. Überall sieht man noch Überreste.

Den obligatorischen Bummel durch den Ort lassen wir ausfallen. Wir sind einfach zu müde dazu und außerdem ist es schon sehr spät. Wie schon gestern sitzen wir draußen bei einem guten Essen (mit Bordeauxwein), genießen den warmen Sommerabend und lassen den Tag noch mal "Revue passieren".

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