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6. Tag
17. Juli 2002
Vézelay - Foissy les Vézelay - Nuars - Metz le Comte – (Überquerung Canal du Nivernais) - Tannay - Asnan - Brinon s.Beuvron - Champlin - Montenoison - Oulon - Doudoie - Prémery - Sichamps - Poiseux - Guérigny - Parigny les Vaux - Pougues les Eaux -Garchizy - Fourchambault (Überquerung Loire) - Le Chautay - Guerche s.l’Aubois – (an der Aubois entlang) - La Chapelle Hugon - Grossouvre - Sancoins
Von Vézelay (F)

Zwei Teilchen vom Bäcker als erstes Frühstück und los geht es. Es ist 8:30 Uhr. Nach einer rasanten Abfahrt ins Tal merken wir - schon fast unten angekommen - dass wir die falsche Abfahrt erwischt haben. Also, Kommando zurück und wieder rauf nach Vezelay. Gerd, der uns bisher bestens geführt hat, ä rgert sich genauso wie wir es tun, denn uns allen ist der gestrige Anstieg hoch nach Vezelay noch in bester Erinnerung. Die nächsten Kilometer sind immer wieder geprägt von starken Steigungen. Für die schöne Landschaft haben wir keinen Blick. Wir sind zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Wir müssen kämpfen. Je höher unser Puls steigt, desto tiefer fällt unsere Stimmung. In Tannay nehmen wir in einer Bar unser zweites Frühstück ein. Es ist 11:00 Uhr und wir haben gerade 20 Kilometer hinter uns gebracht. "Pain au chocolat" und Kaffee können unsere Stimmung nur für eine kurze Zeit heben, denn das Auf und Ab setzt sich fort bis Montenoison – wie der Name schon sagt, eine kleine Ansiedlung auf einer Anhebung, die man schon kilometerweit vorher auf sich zukommen sieht. Waren uns bisher rasante Abfahrten willkommen, so beginnen wir sie jetzt - so grotesk es sich auch anhören mag - zu verfluchen, denn es folgen prompt die entsprechenden Anstiege, die uns viel Kraft und Moral abverlangen. Die ersten Zweifel und Fragen kommen auf: "Haben wir uns richtig vorbereitet? War es die richtige Entscheidung, unsere Tour trotz des Zeitmangels zu starten? Schaffen wir es überhaupt? Was bringen uns erst die Pyrenäen mit ihren 900 Höhenmetern, die schließ lich kein Pappenstiel sind, oder die Höhenzüge des Caminos?" Doch genug des Lamentierens.

In herrlichem Sonnenschein erreichen wir Prémery. Ein schattiger Picknickplatz lädt uns zum Verweilen ein. Nach einem "opulenten" Mittagspicknick geht es dann bei bilderbuch Wetter etwas zügiger voran. Die Hügel werden sanfter. Wir nähern uns dem Tal der Loire. Die Groß stadt Nevers wollen wir jedoch vermeiden und biegen bei Guérigny rechts ab zur Loire hin. Auf einem Campingplatz direkt an der Loire legen wir im Schatten hoher Bäume eine letzte Rast ein. Statt "pain au chocolat" und Kaffee genieß en wir eine erfrischende Cola bzw. ein kühles Bier, das ich mir genehmige. In Fourchambault überqueren wir die Loire, kurz danach den Loire-Kanal, um dann die letzten 30 Kilometer über eine verkehrsarme Landstraß e entlang dem Flüsschen Aubois schweigsam und ziemlich erschöpft unserem Etappenziel Sancoins entgegenzusteuern. Die beiden Hotels im Ort sind belegt, der nächste Ort mit Hotel ist 15 Kilometer entfernt. Das dritte Hotel, in dem wir den Hotelier zufälligerweise antreffen, wird vom Grunde her saniert. Er sieht uns wohl unsere Erschöpfung bzw. Enttäuschung a n . Kurzerhand vermittelt er uns an ein älteres Ehepaar, dass uns freundlicherweise die Zimmer ihrer bereits ausgezogenen Töchter zur Verfügung stellt. Morgen werden wir sagen: "Hatten wir ein Glü ck, dass beide Hotels belegt waren. " Denn was wir an Gemütlichkeit in diesem Hause und an Gastfreundlichkeit seitens dieses älteren Ehepaares erfahren, ist kaum noch zu übertreffen. Die Gastgeberin bietet uns sofort a n , unsere schmutzige Wäsche zu waschen. Wir nehmen dieses Angebot natürlich ohne Zögern a n , haben wir doch bisher (nach 6 T a g e n ! ! ) noch keinen Waschtag eingelegt. Es lohnt sich also. Die arme Frau. Ob sie wohl beim Stopfen der Wäsche in die Waschmaschine eine Nasenklammer benutzte? Unser Gastgeber zeigt uns voller Stolz seinen Gemüsegarten, der vor allem mich interessiert. Er spricht ein paar Brocken deutsch. Im Krieg hatte er in Koblenz in einer Militärkapelle gespielt. Als Gerd ihm das Loreleylied ( " I c h weiß nicht, was soll es bedeuten") vorsingt - und zwar so melodiö s, dass unsere gemeinsame Freundin Betty vor Neid erblasst wäre - ist er schier aus dem Häuschen.

Aus Dankbarkeit für die Bemühungen des Hoteliers bei der Zimmersuche nehmen wir unser Abendessen in einem seiner Hotels ein. Das Essen ist gut und preiswert. Nach einem "Absacker" in einer nahe gelegenen Bar gehen wir zufrieden "nach Ha u s e " . (Unsere netten Gastgeber geben uns das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein.)

Getrübt wird der harmonische Abend jedoch durch die Nachricht über den Tod meines Kollegen Günter Helsen. Diese Nachricht lässt unsere heutigen Strapazen nun in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wir sind dankbar für all das, was wir bisher auf unserer Tour gesehen und erlebt haben, trotz der Strapazen. Mit diesem Gefühl der Dankbarkeit gehen wir zu Bett.

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