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23. Tag
03. August 2002
 
Santiago de Compostela

Ich stehe schon früh auf. Und das hat seinen besonderen Grund. Bevor ich mich mit Jürgen, Gerd und Fabian zum gemeinsamen Frühstück in einer Bar treffe, habe ich noch das Bedürfnis, allein und in aller Ruhe die Kathedrale aufzusuchen. Dort möchte ich vor der gotischen Jakobsfigur traditionsgemäß, wie Hunderttausende Pilger vor mir, die rechte Hand in den in Marmor gemeißelten Stammbaum Jesu legen und im Stillen einen Gebetswunsch äußern. Ich, der ich diese Pilgertour zugegebenermaß en ohne jegliche religiöse Motivation angetreten habe, hoffe dabei insgeheim, dass die Wünsche in meinem Gebet, insbesondere die Gesundung meines schwer erkrankten Schwagers Wolfgang, in Erfüllung gehen. Die in der Kathedrale herrschende Ruhe nutze ich noch zu einer kurzen Besichtigung, bevor ich mich zum verabredeten Frühstück begebe.

Während Fabian und Gerd das typisch spanische Frühstück "churro con chocolate" (Ölkringel mit Kakao) versuchen, lassen Jürgen und ich uns die bewährten "bocadillos con tortilla francesa" schmecken. So gestärkt machen wir uns auf zu unserer letzten Stadtbesichtigung.

Fabian und Gerd suchen noch Geschenke und Mitbringsel für ihre Lieben zu Hause. Jürgen und ich schauen uns währenddessen die Sehenswürdigkeiten rund um die Kathedrale an. Angetan hat es uns vor allem das "Hostal de los Reyes Catolicos", wie der Name schon sagt, eine Herberge der katholischen Könige. In dieser "Herberge" aus dem 16. Jh. ist heute ein staatliches Parador-Luxushotel eingerichtet. Wir sind jedenfalls begeistert von diesem geschichtsträchtigen Bauwerk.

Um 11:30 Uhr treffen wir uns mit Fabian und Gerd vor der Kathedrale. Durch das Glorientor (Portico de la Gloria), einem groß artigen Werk aus der Romanik mit mehr als 200 Figuren und einem in der Mitte thronenden Santiago, betreten wir die Kathedrale. Vor dem groß en Ansturm möchten wir noch, wie es sich für einen Pilger, zumindest für einen frommen Pilger, gehört, den Mantel des Hl. Jakobus küssen und die aus Silber bearbeitete Urne mit den sterblichen Überresten, die sich in der Krypta unterhalb des Altars befindet, besichtigen. Den Ablass unserer Sünden werden wir deshalb nicht bekommen, den erhält man nur in einem Heiligen Jahr (Jubileo) und zwar, wenn der Jakobstag, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt.

Es folgt der Höhepunkt unserer Pilgerreise, zumindest was die religiöse Seite betrifft, die Pilgermesse. Da wir zeitig da sind, ergattern wir einen Sitzplatz im vorderen Mittelschiff der Kathedrale und können so den Ablauf der Messe gut verfolgen. Der Kardinal, assistiert von ca. zwanzig weiteren Priestern, predigt phasenweise in verschiedenen Sprachen, so auch auf deutsch. Einige Pilger dürfen in ihren Sprachen verkünden, warum sie nach Compostela gepilgert sind und welche Empfindungen sie haben. Zur Austeilung der Heiligen Kommunion werden mehrere Priester unter blauweiß en Schirmen an verschiedenen Stellen geleitet. Es herrscht ein unglaublicher Andrang beim Hostienempfang, kein Wunder bei der Pilgermenge. Obwohl die abschließ ende Weihung der Pilger heute erfolgt, ohne dass der berühmte botafumeiro, ein 54 kg schwerer Weihrauchkessel, an einem 21 m langen Seil in einem hohen Bogen von 65 m Weglänge durch das gesamte Querschiff der Kathedrale geschwenkt wird, überkommt uns trotzdem eine gewisse Ergriffenheit. Jedenfalls war die Pilgermesse ein würdiger Abschluss unseres weiten

Weges nach Santiago de Compostela

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